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Erster Frauengesundheitsbericht 

Um einen Überblick über die gesundheitliche Situation von Frauen in Deutschland zu erhalten, hat das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend einen Bericht in Auftrag gegeben, in dem Aussagen über die gesundheitliche Situation von Frauen in Ost und West gebündelt werden. Der nun vorliegende Bericht hat zum Ziel, die bislang unzureichend untersuchten Gesundheitsprobleme von Frauen aufzuzeigen.

Die Bundesregierung greift damit die Initiative des Regionalbüros Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf, die die Mitgliedsstaaten aufgefordert hat, nationale Gesundheitsberichte zu erstellen und dafür Grundsätze zur Weiterentwicklung der weiblichen Gesundheit formuliert hat. Der vorliegende Frauengesundheitsbericht ergänzt die im Herbst 1998 erstmals vorgelegte allgemeine Gesundheitsberichterstattung des Bundes.

Mit dem "Bericht zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland" liegt die erste geschlechtersensible Berichterstattung in Deutschland vor. Der Bericht setzt bei einem speziell auf die Lebenswelt von Frauen bezogenen Verständnis von Gesundheit und Krankheit an, das über ein primär medizinisches Krankheitskonzept hinausgeht. Die unterschiedlichen Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen und Männern, ihre Sozialisationserfahrungen und körperlich-biologischen Ausgangsbedingungen sind in die bisherige Gesundheitsforschung zu wenig eingeflossen.

Anlässlich der Vorstellung des Frauengesundheitsberichts erklärt die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Dr. Christine Bergmann: "Frauen und Männer unterscheiden sich in ihren Krankheiten und Krankheitsursachen deutlich. Wir brauchen eine Neuorientierung im Gesundheitswesen, die den geschlechtsspezifischen Unterschieden Rechnung trägt. Der Gesundheitsbericht liefert einen ersten Überblick über frauenzentrierte Ansätze in der Gesundheitsförderung und zeigt Beispiele guter Praxis. Den frauenzentrierten Ansätzen liegt ein 'ganzheitliches' Verständnis von Gesundheit zugrunde, das die Belastungen in Arbeit, Beruf und Familie berücksichtigt und Gesundheit als Wohlbefinden und Stärkung der Selbsthilfekräfte begreift.

Wir wissen noch immer zu wenig über die gesundheitlichen Probleme von Frauen, z. B. wie sich soziale Ungleichheit und psychische Faktoren auf die Gesundheit niederschlagen. Moderne Gesundheitspolitik braucht solide Informationen als Basis für strategische Entscheidungen. Erst wenn wir wissen, wie sich die unterschiedlichen Lebenslagen der Geschlechter auf ihre Gesundheit auswirken, können wir den nachteiligen Wirkungen noch unzureichender Gleichstellung zwischen Männern und Frauen im Gesundheitswesen zielgenauer begegnen. Deshalb stellt der Frauengesundheitsbericht für die Bundesregierung einen Einstieg in eine kontinuierliche Berichterstattung dar", betonte Bergmann.

Ausgewählte Ergebnisse des "Berichts zur gesundheitlichen Situation von Frauen in Deutschland"

Arbeit und Gesundheit

Die Verbindung von Beruf und Familie ist für Frauen die vorherrschende Lebensform. In den alten Bundeslängern sind 56%, in den neuen sogar 74% der verheirateten Mütter mit minderjährigen Kinder erwerbstätig; bei den Alleinerziehenden sind es 65% bzw. 63%. Von nahezu allen Frauen, die Beruf und Familie vereinbaren, wird die Möglichkeit, in zwei Lebensbereichen handeln zu können, als besonderer Vorzug genannt, und zwar unabhängig von ihrem sozioökonomischen Status oder Beruf.

"Die Studie bestätigt, dass sich die erfolgreiche Vereinbarkeit von Familie und Beruf positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Frauen, die Beruf und Familie miteinander vereinbaren können, haben ein stärkeres Selbstwertgefühl, und das ist ihrer Gesundheit sehr zuträglich. Neben der materiellen Besserstellung von Familien ist die bessere Vereinbarkeit von Familie und Erwerbsarbeit deshalb die zentrale Säule der Familienpolitik der Bundesregierung. Mit dem neuen Gesetz zur Elternzeit können Frauen und Männer erstmals flexibler zwischen beiden Lebensbereichen wechseln und in den ersten drei Lebensjahren ihres Kindes jeder bis zu 30 Stunden Teilzeit arbeiten", hob Bergmann hervor.

Jede zehnte Frau ist von Brustkrebs betroffen

Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung (26,4%) und -todesursache (17,9%) bei Frauen. Die Sterbefälle bei Brustkrebs sind bei Frauen unter 60 Jahren rückläufig; die Überlebenswahrscheinlichkeit für Frauen beträgt heute etwa 73%. Jährlich steigt jedoch - wie im europäischen Ausland - die Neuerkrankungsrate, insbesondere bei den unter 50-Jährigen. Es besteht nach Auffassung der Expertinnen ein Zusammenhang zwischen dem Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, und der Dauer der Östrogeneinnahme und -produktion. Es liegt bei Frauen höher, deren Regelblutung früh im Leben einsetzt, und bei Frauen, die die Pille einnehmen oder eingenommen haben. Die Früherkennung ist insbesondere für Frauen im Alter von 50 bis 70 Jahren wesentlich für die Heilungs- und Überlebenschancen.

"Es gibt bislang ungenügende Erkenntnisse über Ursachen und Risikofaktoren für Brustkrebs. Deshalb kommt der Früherkennung und Aufklärung über Brustkrebs eine besondere Bedeutung zu. Wie Studien zeigen, fühlen sich die meisten Frauen nicht genügend über ihre Brustkrebsbehandlung informiert. Das Bundesgesundheitsministerium führt deshalb ein

6-jähriges Modellprogramm zur besseren Versorgung von Krebspatienten durch, das die Fortbildung der Ärzte und Leitlinien bei der Krebsbekämpfung beinhaltet", so die Ministerin weiter.

Frauen trinken und rauchen weniger als Männer

In Deutschland rauchen mehr Männer als Frauen: bei den über 15-jährigen rauchten 1995 ein Drittel der Männer (35,3% West / 37,2 % Ost) und ein Fünftel der Frauen (22% West/ 19,4 % Ost). Der Anteil der rauchenden Frauen steigt allerdings kontinuierlich; zugleich sinkt das Einstiegsalter. Ob Frauen rauchen, hängt stark von sozialen Faktoren ab: höhere Raten weisen arbeitslose Frauen, Frauen unter der Armutsgrenze und Sozialhilfeempfängerinnen und Frauen mit niedriger Schulbildung auf. Beim Alkoholkonsum sind Frauen zurückhaltender und kritischer als Männer und sind weniger an Verkehrsunfällen unter Alkoholeinfluss beteiligt.

Seelische Erkrankungen sind Ursache von Essstörungen und Medikamentensucht

Frauen nehmen bis zu zweimal häufiger als Männer Beruhigungs- und Schlafmittel, Antidepressiva und Neuroleptika, Schmerzmittel und Mittel zur Gewichtsreduktion. Ca 2,5 Millionen Frauen und Männer sind von Medikamenten abhängig. Der Gebrauch von Medikamenten variiert nach Alter und Geschlecht: mit zunehmendem Alter wächst der Anteil der Frauen in der jeweiligen Nutzergruppe. Da die Nutzerinnen sozial unauffällig bleiben, erfüllen sie die gängigen Kriterien für Substanzmissbrauch und -abhängigkeit nicht - ihre Sucht bleibt unentdeckt.

95% der an Bulimie und Anorexie Erkrankten sind Frauen und Mädchen, und die Erkrankten werden immer jünger. Die Hälfte der 11- bis 13-jährigen Mädchen hat schon eine Diät gemacht.

Bergmann: "Im Jugendalter sehen sich Mädchen und junge Frauen dem Problem gegenüber, wie sie sich zu den weiblichen Schönheitsidealen und Rollenbildern verhalten. Diesen Konflikt zwischen Ablehnung und Akzeptanz der Frauenrolle tragen sie häufig über ihren Körper aus."

Gewalt gegen Frauen verletzt Körper und Seele

Häusliche Gewalt kommt in allen sozialen Schichten und allen Altersgruppen vor. Im Gesundheitswesen werden Gewalterfahrungen und Misshandlungen als Ursache für Gesundheitsbeschwerden häufig nicht erkannt und nicht angemessen behandelt. Dabei erleben Umfragen zufolge 18% aller 16- bis 60-jährigen Frauen Übergriffe in der Familie; drei mal mehr Mädchen als Jungen sind von sexueller Gewalt betroffen.

"Gewalt gegen Frauen ist noch immer ein großes Problem. Mit dem Aktionsplan zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen bietet die Bundesregierung von Gewalt bedrohten oder betroffenen Frauen bessere und effektivere Hilfen - mit gutem Erfolg. Neben gesetzlichen Verbesserungen fördern wir die Vernetzung von Hilfsangeboten für Frauen und steigern damit ihre Effektivität. Um Gewalt wirkungsvoll und nachhaltig zu bekämpfen, bedarf es eines umfassenden, ressortübergreifenden Gesamtkonzepts und verlässlicher Daten. Das Bundesfrauenministerium gibt noch in diesem Jahr eine Untersuchung zu Ausmaß und Ursachen häuslicher Gewalt in Auftrag", erklärte Bergmann.

Herz-Kreislauf-Krankheiten von Frauen werden zu wenig beachtet

Zu über 50% sterben Frauen an Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das hängt auch damit zusammen, dass Frauen in den hohen Altersgruppen stärker vertreten sind als Männer. Frauen versterben signifikant häufiger als Männer an einem Herzinfarkt. Oftmals werden die eher frauentypischen Beschwerden wie Übelkeit oder Erbrechen unterschätzt und nicht mit der als männertypisch geltenden Krankheit in Verbindung gebracht. Jede zweite Frau hat zum Zeitpunkt des Herzinfarkts niemanden, der ärztliche Hilfe holen kann, da viele ältere Frauen alleinstehend sind.

"Erstmals sollen geschlechterspezifische Aspekte bei einem Förderschwerpunkt der Bundesregierung zu Herz-Kreislauf-Krankheiten berücksichtigt werden. Insgesamt sollen vier Netzwerke mit einem Gesamtvolumen von rund 100 Mio. DM gefördert werden. Damit werden Risikofaktoren, Krankheitsbilder und ärztliches Spezialwissen über Frauen und Herzkreislauferkrankungen erfasst", erläuterte Bergmann die Maßnahmen der Bundesregierung.

Frauen und Familienplanung: Kinder oder keine?

Sexualaufklärung und der freie Zugang zu sicheren Empfängnisverhütungsmitteln sind wichtige Voraussetzungen für die individuelle Gestaltung des Lebens in Beziehungen mit und ohne Kinder. Die Hälfte bis zwei Drittel aller Frauen, die verhüten, nimmt heute die Pille. Etwa ein Zehntel verhütet mit der Spirale, zwischen 16% und 35% mit Kondomen. Beim "ersten Mal" spielen heute Kondome die größte Rolle. Seit der Verbesserung der statistischen Erfassung 1995 beträgt die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland fast gleichbleibend ca. 130.000 im Jahr. Es gibt vor allem zwei Gruppen von abbrechenden Frauen: junge, unverheiratete, kinderlose Frauen und (ältere) verheiratete Frauen, die bereits (mehrere) Kinder haben. Im europäischen Vergleich befindet sich Deutschland mit 77 Abbrüchen je 10.000 Frauen im unteren Bereich.

"Empfängnisverhütung kann nicht jede ungewollte Schwangerschaften verhindern. Daher kommt es der Bundesregierung darauf an, über einen verantwortlichen Umgang mit Sexualität und die Vermeidung ungewollter Schwangerschaften aufzuklären. Ein aktueller Schwerpunkt liegt in der sexualpädagogischen Frühaufklärung, insbesondere in der Mädchenarbeit. Gemeinsam mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung stellen wir dafür jährlich 10 Mio. DM zur Verfügung.

Frauen in Notlagen muss aber auch die Möglichkeit zu einem sicheren, nicht gesundheitsschädlichen Schwangerschaftsabbruch offen stehen. Dazu sind in den Länder ambulante und stationäre Einrichtungen zur Schwangerschaftsabbrüchen vorhanden, die auch die notwendige Nachbehandlung gewährleisten. Regelungsbedarf gibt es bei der Kostenerstattung der alternativen Abbruchmethode mit Mifegyne", unterstrich die Ministerin.

Bundesministerin Bergmann dankte den am Verbundprojekt beteiligten Instituten und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern für ihr hohes Engagement bei der Erstellung der Studie. Ihr Dank gilt insbesondere Prof. Dr. Maschewsky-Schneider, TU Berlin, und Prof. Dr. Helfferich, Evangelische FH Freiburg, für die komprimierte Aufbereitung der wissenschaftlichen Ergebnisse.

Die Studie ist zu beziehen über die Broschürenstelle des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend

Schriftlich: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend - Broschürenstelle - Postfach 20 15 51, 53145 Bonn
Telefon: 0180/53 29 329

Quelle: Pressestelle BMFSFJ, 29. Mai 2001

 

    

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