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Ohne Fachkompetenz im Kampf gegen Kindesmisshandlung

Deutschland ist nach Expertenmeinung im internationalen Vergleich im Kampf gegen Kindesmissbrauch und Kindesvernachlässigung «Entwicklungsland». Dies kritisierte der Kinderpsychologe und Ehrenpräsident der Deutschen Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung, Tilmann Fürniss, zu Beginn ihrer dreitägigen Fachtagung (April 2002) in Weimar.

Es fehle an fachlichem Wissen und praktischen Erfahrungen bei Sozialarbeitern, Ärzten und Juristen wie mit misshandelten Kindern umgegangen werden müsse.

Jährlich nehme die Polizei etwa 1500 Anzeigen wegen körperlicher Misshandlung und 13 000 bis 15 000 Anzeigen wegen sexueller Misshandlung auf. Etwa 10 bis 20 Prozent aller Mädchen und 5 bis 10 Prozent der Jungen hätten nach Erhebungen ungewollt Körperkontakt. Es gebe jedoch in Deutschland im Gegensatz zu den USA, England oder Holland keine verlässliche Statistik zu den Übergriffen auf Kinder und Jugendliche, sagte Fürniss.

«Es ist eine Pflicht der Gesellschaft, misshandelten Kindern zu helfen und kein Hobby.» Große Teile dieser hoheitlichen Aufgaben seien heute noch privatisiert. Es brauche aber auch mehr Zivilcourage, um ohne Scheu in die Familie eindringen zu können, wenn Hinweise auf Missbrauch vorliegen, sagte die Bielefelder Professorin Edith Burger.

Dabei ist Kindesmissbrauch und Kindesvernachlässigung nach Meinung der Experten ein massives gesundheitlichen und menschenrechtliches Problem. Nach Erhebungen in den USA kosten die lebenslangen Folgen von Misshandlungen über 500 000 Dollar. In Deutschland entstehe ein Vielfaches an Kosten als für die Behandlung von Infektionskosten benötigt werde. Eines der dringendsten Probleme sei deshalb die Weiterbildung aller Beteiligten. Vor allem in der Jugendhilfe bestehe Nachholebedarf. In Deutschland habe allerdings ein Sozialarbeiter vier Mal so viel Klienten wie in Großbritannien.

Wissenschaftler, Sozialpädagogen, Psychologen, Therapeuten, Ärzte und Juristen werden bis Samstag über Risiken und Schutzmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen beraten. Dabei werden auch Projekte vorgestellt wie zur Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen und mit jugendlichen sexuellen Misshandlern. «Diese jugendlichen Täter haben häufig eigene Missbrauchserfahrungen gemacht und wollen durch die Taten ihre eigene Ohnmacht überwinden», sagte Burger. Immer mehr Kinder unter 14 Jahren seien für sexuelle Übergriffe verantwortlich.

 

Quelle: dpa, Meldung vom 18.04.2002
 

    

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