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Welche Partnerschaften scheitern?Prof. Dr. Dr. L. A. Vaskovics (Projektleiter), Dr. Doris Rosenkranz , Dipl.-Soz. Harald Rost Eigenprojekt Zeitraum der Studie: 1.7.1995 - 31.3.1996 Problemstellung und ZielsetzungSoziale, politische und wirtschaftliche Wandlungsprozesse der letzten Jahrzehnte haben auch vor der Familie nicht Halt gemacht. Die Entscheidung für eine Partnerschaft oder für ein Leben mit oder ohne Kinder ist heute viel stärker als früher optional: man kann sich dafür entscheiden, muß es aber nicht. Sozio-demographische Veränderungen wie sinkende Geburtenraten, Rückgang der Heiratsneigung und die Zunahme von nichtehelichen Lebensgemeinschaften führten zu einer noch anhaltenden Diskussion über die Destabilisierung der Normalfamilie, über Individualisierung und Pluralisierung von Lebensformen und über die Krise der Familie. Die Familienforschung hat diese Themen aufgegriffen. Die steigenden Scheidungsraten - jede dritte Ehe wird heute wieder aufgelöst - führten zu einer Intensivierung der Scheidungsforschung, die sich meist auf die Trennungsgründe und die Scheidungsfolgen konzentrierte. Nachdem mittlerweile Ergebnisse über die subjektiven Scheidungsgründe vorliegen, wollen wir im Rahmen dieses Projektes eine etwas andere Zielsetzung verfolgen und im Sinne eines Prädiktorenmodells über die Analyse subjektiv geäußerter Trennungsgründe hinaus vertiefend nach den Ursachen für Partnerschaftstrennungen suchen. Erstmalig gehen im Rahmen dieses Projektes auch Merkmale beider Partner in die Analysen ein. Wir versuchen herauszufinden, ob sich bereits zu Beginn von Partnerschaften bzw. Ehen Faktoren bestimmen lassen, die für ein späteres Scheitern dieser Beziehungen verantwortlich gemacht werden können. Diese Faktoren können äußere Rahmenbedingungen (berufliche Situation, etc.), persönliche Einstellungen und Lebensorientierungen oder Persönlichkeitsmerkmale sein. Anhand eines Vergleichs von Paaren, die sich im Verlauf der Ehe getrennt haben, sowie Paaren, deren Partnerschaft stabil geblieben ist, soll versucht werden, derartige Faktoren zu extrahieren.
Methodische VorgehensweiseDiese Zielsetzungen sollen mittels einer vergleichenden Sonderauswertung der Längsschnittstudie Optionen der Lebensgestaltung junger Ehepaare realisiert werden. In der Studie wurden beide Partner repräsentativ ausgewählter junger Ehepaare über einen Zeitraum von sechs Jahren periodisch befragt. Da auch Paare befragt wurden, die sich im Beobachtungszeitraum getrennt haben oder geschieden wurden, eignet sich die Stichprobe sehr gut, die Fragestellungen anhand von Sekundäranalysen methodisch umzusetzen.
Ausgewählte ErgebnisseGetrennte sind deutlich weniger familienorientiert. Zum Zeitpunkt der Eheschließung lag die Elternschaft für viele von ihnen noch in weiter Ferne. Meist hatten beide Partner in getrennten Ehen keinen Kinderwunsch oder aber ein Partner lehnte Elternschaft deutlich ab. Unterschiedlich sind auch die Einstellungen zu Kindern. Getrennte verbinden Elternschaft eher mit Sorgen und Problemen. Getrennte stammen häufiger selbst aus Scheidungsfamilien. Dieser Transmissionseffekt gilt für Frauen mehr als für Männer. Zudem traten bei den später Getrennten in der Herkunftsfamilie auch andere kritische Ereignisse wie Krankheit oder Tod der Eltern häufiger auf. Getrennte schätzen ihr Verhältnis zu den Eltern während der Kindheit rückblickend als schlecht ein und verließen im Durchschnitt früher ihr Elternhaus. Getrenntlebende sehen in Ehe und das Familienleben der Eltern seltener ein Vorbild. Getrennte, die die Herkunftsfamilie als Vorbild ablehnen, zeigten zudem die größte Scheidungsbereitschaft. Offensichtlich sind Personen, die Ehe und Familienleben der Eltern eher ablehnend beurteilen, eher bereit, eine eigene Partnerschaft - oft anders als die Eltern - zu beenden, wenn sie unbefriedigend verläuft. Bei getrennten Paaren haben beide Partner zu Religion und Kirche meist ein distanziertes Verhältnis. Der Anteil an Konfessionslosen ist bei ihnen höher, religiöse Werte spielen in ihrem Leben eine untergeordnete Rolle. Bei getrennten Paaren sind beide Partner wenig traditionell eingestellt. Beide Partner - insbesondere die Frau - sind hier meist stark karriereorientiert. Geschlechtstypische Unterschiede: Frauen aus gescheiterten Ehen haben stärkere Karriereambitionen als Frauen in stabilen Partnerschaften Die starke Karriereorientierung dieser Frauen geht einher mit einer erhöhten Scheidungsbereitschaft. Stark karriereorientierte Frauen sind eher bereit eine Partnerschaft aufzulösen, wenn sie sich nicht mehr als tragfähig erweist. Frauen aus getrennten Ehen zeigen eine höhere Konsumorientierung als verheiratete Frauen. Insbesondere Männer aus getrennten Ehen beurteilen die Vereinbarkeit von Freizeitgestaltung und Familienleben skeptisch. Sie verbinden mit dem Übergang zur Elternschaft Einschränkungen ihrer Freizeit. Männer aus getrennten Ehen sind deutlich freizeitorientierter als Männer in stabilen Ehen. |
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